Integrationspreis der Regierung der Oberpfalz verliehen

02.09.2021-063

1. Preis:     Hilfe für Geflüchtete und Menschen auf der Flucht Regensburg e.V.
2. Preis:     Grund- und Mittelschule Ammersricht
                 Migrantenmedizin Regensburg e.V.
3. Preis:     „Karim“ aus Schirmitz
                 Brigitte Ertl aus Bad Kötzting

Regensburg. Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann und Regierungspräsident Axel Bartelt haben den Integrationspreis der Regierung der Oberpfalz 2021 im Spiegelsaal der Regierung der Oberpfalz an eine Schule, zwei Vereine und zwei Privatpersonen verliehen.

Der erste Preis ging an den Verein „Hilfe für Geflüchtete und Menschen auf der Flucht Regensburg e.V.“. Die Mitglieder bieten außerordentliche Hilfe für junge Menschen und Unterstützung für Heranwachsende, die ohne Familie in Deutschland einen Weg in eine Ausbildung und in ein selbständiges Leben zu finden versuchen.

Der zweite Preis wurde zweimal verliehen. Einer der Ausgezeichneten: die Grund- und Mittelschule Ammersricht in Amberg. Die Schülerinnen und Schüler weisen überwiegend Migrationshintergrund auf und stammen teilweise aus schwierigen Verhältnissen. An der Schule wird stets auf ein positives Miteinander geachtet, ganz unabhängig von Kultur und Glauben.
Der weitere zweite Preis ging an den Verein „Migrantenmedizin Regensburg e.V.“. Ziel des Vereins von Medizinstudierenden der Universität Regenburg ist es, die medizinische Versorgung von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern.

Auch der dritte Preis wurde doppelt vergeben: Brigitte Ertl erhielt den dritten Preis für ihr großes Engagement bei der Ehrenamts-Koordination in der Gemeinschaftsunterkunft Bad Kötzting im Landkreis Cham.
Ein weiterer Preisträger ist Nezamuddin Haydari (genannt „Karim“) aus Schirmitz im Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Er kam selbst als Geflüchteter nach Deutschland und brachte es als ehemaliger Analphabet bis zum Abitur am Kepler-Gymnasium in Weiden. In seiner Freizeit setzt er sich im Netzwerk Asyl in Weiden für andere Geflüchtete ein.

Der Erstplatzierte wurde mit einem Preisgeld von 2.000 Euro ausgezeichnet, die beiden Zweitplatzierten durften sich über je 1.000 Euro freuen. Die zwei Drittplatzierten wurden jeweils mit einem Preisgeld von 500 Euro gewürdigt. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 5.000 Euro wurde vom Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration zur Verfügung gestellt.

Den Gewinnern des Integrationspreises der Regierung der Oberpfalz sprach Integrationsminister Joachim Herrmann Dank und Anerkennung aus: „Die diesjährigen Preisträger in der Oberpfalz verdeutlichen einmal mehr, dass es im Freistaat unglaublich viele Erfolgsgeschichten von engagierten Menschen gibt, die sich tagtäglich für eine gelingende Integration bei uns in Bayern einsetzen. Sie sind diejenigen, die Integration vor Ort mit Leben erfüllen. Das ist eine unbezahlbar wertvolle Leistung, die hier erbracht wird. Und es ist eine Leistung mit Vorbildcharakter.“

„Integration ist nicht mit einem Sprint zu vergleichen, Integration ist vielmehr ein anstrengender Langstreckenlauf“, betonte Regierungspräsident Axel Bartelt. „Ein Langstreckenlauf von vielen Menschen, die nicht alle zur gleichen Zeit loslaufen und deren Streckenverlauf und Streckenlänge unterschiedlich sind, die aber alle das gleiche Ziel erreichen wollen.“ Integration sei ein vielschichtiger und kleinteiliger Prozess, der viel Zeit brauche und dessen Zwischenerfolge schwer messbar seien. „Mit unserer jährlichen Verleihung des Integrationspreises machen wir diese Zwischenerfolge, dieses wichtige Engagement sichtbar und zeigen, wie Integration in der Praxis gelingen kann. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind Vorbild für uns alle.“


Die Preisträger
1. Preis: Hilfe für Geflüchtete und Menschen auf der Flucht Regensburg e.V.

Der Verein ist seit 2019 Ansprechpartner und Unterstützer für geflüchtete Menschen in Regensburg und im umliegenden Landkreis. Den Menschen wird geholfen, in Deutschland anzukommen und die dabei entstehenden praktischen Probleme anzugehen, wie zum Beispiel das Finden und Beziehen einer eigenen Wohnung und die Sicherung eines Ausbildungsplatzes. Durch Corona wird das Augenmerk derzeit auf die Unterstützung beim Distanzunterricht und die Anschaffung von digitalen Endgeräten gelegt. Dabei wird den durch die Sprachbarriere benachteiligten Schülerinnen und Schülern geholfen, die Aufgaben und den Homeschooling-Unterricht vor- wie auch nachzubereiten. Das Geld zur Finanzierung von Nachhilfe, Sprachkursen oder zur Vorfinanzierung von Kautionen wird durch Spenden erwirtschaftet. Hierbei helfen auch die geflüchteten Jugendlichen selbst mit, indem Kuchenverkäufe organisiert und Alltagsmasken genäht werden. Der Verein setzt bei den Menschen an, die in dieser schwierigen Zeit die meiste Hilfe brauchen – bei Kindern und Jugendlichen.

2. Preis: Grund- und Mittelschule Ammersricht
Herr Troidl als Klassenlehrer und seine Kollegin Frau Schadl als Diplomsozialpädagogin unterstützen die Schülerinnen und Schüler der Praxisklasse der Grund- und Mittelschule in Ammersricht auf vielfältige und sehr engagierte Weise auf dem Weg, gut integrierte Mitglieder der Gesellschaft zu sein. Die Schüler haben oft Migrationshintergrund und stammen teilweise aus schwierigen und bildungsfernen Verhältnissen. Die Schülerinnen und Schüler der Praxisklasse werden nicht nur auf das spätere Berufsleben vorbereitet, indem sie in zahlreichen Praxiswochen ihre Neigungen und Fähigkeiten für die Berufswahl ausprobieren können, sie lernen auch offen und tolerant gegenüber Menschen aus anderen Kulturen und mit unterschiedlichem Glauben zu sein, ohne dabei ihre eigene Herkunft und Identität aufgeben zu müssen. So stand das vergangene Schuljahr ganz unter dem Motto „Glaube bedeutet Toleranz“. Dabei lernten die Schülerinnen und Schüler beispielsweise bei einem virtuellen Rundgang durch zwei Synagogen jüdisches Leben in Deutschland kennen oder beschäftigten sich im Unterricht intensiv mit dem muslimischen Brauch des Ramadans. In pandemiefreien Zeiten findet auch immer ein Aufenthalt in einer Selbstversorgerhütte im bayerischen Wald statt, bei dem die Praxisklasse zum einen bayerische Gemütlichkeit erlebt, aber auch gemeinsam Gerichte aus ihren Herkunftsländern zubereitet.

2. Preis: Migrantenmedizin Regensburg e.V.
Der Verein „Migrantenmedizin Regenburg e.V.“ wurde 2012 von Medizinstudierenden der Universität Regenburg gegründet und verbessert seither durch seine engagierte Arbeit nachhaltig die medizinische Versorgung von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei steht vor allem die individuelle Betreuung bei Arztterminen, die Organisation von Dolmetschern, die gründliche Vermittlung von medizinischem Hintergrundwissen und die Unterstützung bei bürokratischen Hürden im Vordergrund der Arbeit. Zusätzlich bietet der Verein seit November 2018 wöchentlich eine medizinische Beratungsstelle in der Gemeinschaftsunterkunft Dieselstraße in Regensburg an. Derzeit organisiert der Verein zusätzlich Aktionen zur wichtigen Aufklärung über die Covid-19-Schutzimpfung. Daneben engagiert sich der Verein in der medizinischen Ausbildung, indem er im Rahmen des Wahlfaches „Global Health“ andere Medizinstudierende im kultursensiblen Umgang mit Patientinnen und Patienten schult.


3. Preis: Brigitte Erl aus Bad Kötzting/Landkreis Cham
Brigitte Ertl ist in der Gemeinschaftsunterkunft Bad Kötzting schon seit Jahren ehrenamtlich tätig. Als sich im Zuge der Corona-Pandemie und deren Folgen andere ins Homeoffice zurückzogen, war Brigitte Ertl umso präsenter und engagierter. Sie erledigte für die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner während der Quarantäne zahlreiche Besorgungen. Außerdem half sie bei vielen bürokratischen Angelegenheiten der Flüchtlings- und Integrationsberatung. Sogar nachts und an Wochenenden stand sie Asylbewerberinnen und Asylbewerbern mit Rat und Tat zur Seite, unabhängig davon, ob es um die Verteilung von Medikamenten, die Koordination von Arztterminen oder die Hilfe bei der Wohnungssuche ging. Des Weiteren hilft sie dabei, die Kinder an Schulen und Sprachkursen anzumelden, sowie Kontakte zu Diakonie, Caritas und anderen sozialen Hilfseinrichtungen herzustellen.

3. Preis: „Karim“ aus Schirmitz/Landkreis Neustadt an der Waldnaab
Nezamuddin Haydari aus Schirmitz im Landkreis Neustadt an der Waldnaab ist seit langem im Netzwerk Asyl in Weiden tätig, welches im Jahr 2015 vom Arbeitskreis Asyl gegründet wurde. Im Arbeitskreis Asyl wird er von allen nur „Karim“ genannt. Er kam selbst als Geflüchteter nach Deutschland und brachte es als ehemaliger Analphabet bis zum Abitur am Kepler-Gymnasium in Weiden. In seiner Freizeit setzte er sich auch für andere Flüchtlinge ein. Innerhalb des Arbeitskreises Asyl leitete er die „Gruppe Jugendliche“, diente als Ansprechpartner für alle jugendlichen Flüchtlinge und organisierte viele Zusammenkünfte von Jugendlichen. Er schloss zudem Kontakt zum Jugendzentrum in Weiden, wurde Helfer bei Jugendveranstaltungen und aktives Mitglied des Jugendzentrums, wo er u.a. bei der Organisation des jährlichen Seifenkistenrennens half. Mit dem Preisgeld möchte „Karim“ einen neugegründeten Verein mit dem Namen „Second Chance e.V.“ aufbauen, um die Integration von anerkannten Flüchtlingen in Weiden zu erleichtern.

 

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